Der Angriff

Der direkte Angriff  des österreichischen-piemontesischen Heeres wird durch ein verstecktes Manöver der Kavallerie ergänzt, die vom Herzog von Savoyen befehligt wird. Die rechte französische Stellung wird in der Folge vom Zentrum abgetrennt. Eine Zersplitterung auf Seiten der Franzosen beginnt sich bemerkbar zu machen, obwohl das Schlachtgeschehen noch sehr erbittert weitergeht. Endlich gelingt es Vittorio Amedeo an der Spitze einer Kolonne von Kavallerie den Flussübergang zu sperren, so dass die herbeikommenden französischen Truppen, die von den Hügeln herab ihren Kollegen zu Hilfe eilen möchten, den Weg über den Po abgeschnitten sehen.

 Die Hilfe

Am 2. September 1706 steigen Vittorio Amedeo II und Prinz Eugen bei Superga auf den Turin vorgelagerten Hügelzug, um die Situation von oben zu studieren und eine Strategie zu entwickeln. Sie beschliessen, den französischen Block mit einem gewagten Zug zu umgehen. Bei Tagesanbruch des 7. Septembers bewegt sich das Heer gegen die feindlichen Linien, nachdem in der Stadt wiederholt einer der unzähligen Angriffe der Franzosen bei der Zitadelle abgewehrt werden kann, mehr aus Verzweiflung denn aus einer Machtposition heraus

Prinz Eugen

Seit Anbeginn des Krieges hat Vittorio Amedeo II wiederholt, aber ohne Erfolg, das Eingreifen der alliierten kaiserlichen Truppen erbeten. Der Kommandant des habsburgischen Heeres ist Prinz Eugen von Savoyen-Soissons, der endlich auf die  unzähligen  Anfragen um Unterstützung reagiert und am Abend des 29. August beim Herzog von Savoyen eintrifft.
Die schon verloren geglaubte Partie bekommt eine neue Perspektive.

 

Die Bombardierungen

Die Franzosen greifen die Stadt bei der Zitadelle an. Aus Frankreich kommt die Missbilligung dieser Angriffstaktik, da  Marschall Vauban von den unterirdischen Tunnels unterrichtet ist. Aber La Feuillade beharrt auf seinem Plan.

Das Bild zeigt die Position der französischen Truppe während der ersten Phase des Angriffs

Die Endphase

Die Situation überstürzt sich und die Angreifer beginnen gegen drei Uhr nachmittags ihren Rückzug in Richtung Frankreich. Diese Niederlage wird für den Sonnenkönig den Verlust Italiens bedeuten.
Vittorio Amedeo und Prinz Eugen treten in die befreite Stadt ein, wo im Dom das ‚Te Deum’ zelebriert wird, als Dank an Gott für den Sieg. Noch heute, gut dreihundert Jahre später, wird das ‚Te Deum’ jedes Jahr am 7. September in der königlichen Basilika ‚Superga’ gefeiert

Der Auftakt zur Belagerung

Am 14. Mai 1706 beginnen die Franzosen, nun 44.000 Mann stark, unter dem Kommando von General La Feuillade die Belagerung.
Die Stadt ist aber inzwischen rundum von einem grossem Kreis von Festungen umgeben, die bis zu den vorgelagerten Hügeln reichen und das Bollwerk der grossartigen Zitadelle vervollständigen. Sie wurde ja 150 Jahre vorher durch  Herzog Emanuele Filiberto  errichtet, nachdem Turin als neue  Hauptstadt des Herzogtums proklamiert worden ist.
Turin ist nicht nur eine der modernsten Festungen in Italien, sondern auch eine Stadt mit 40.000 Einwohnern, reich an den ersten barocken Palästen, schönen Strassen und an einer Kultur, die dank dem ‚Theatrum Sabaudiae’ in ganz Europa bekannt geworden ist

Im August: die Niederlage zeigt sich an

Die unzähligen angstvollen Wochen mit den dauernden Bombardementen scheinen nicht aufzuhören: die französischen Versuche, die Tunnelgänge der Zitadelle unter Wasser zu setzen, haben keinen Erfolg. Die Stadt scheint am Ende zu sein, aber sie gibt nicht auf. Auch der Feind hat schwere Verluste zu beklagen, trotzdem verringert sich die Heftigkeit der Angriffe nicht. Äusserst   blutig ist derjenige vom 26. und 27. August. Zwei Tage später versuchen  die Franzosen durch die unterirdischen Gänge in die Zitadelle einzudringen, die heroische Tat von Pietro Micca verhindert aber ihr weiteres Vordringen.

Das Bild zeigt die Position der französischen Truppen während der letzten Phase des Angriffs, bereits am Wassergraben angelangt

Die Belagerung Turins von 1706 ist ein Ereignis mit enormen lokalen und internationalen politischen  Auswirkungen für das Europa des 18.Jh., auch hinsichtlich der Realisierung einer Vereinigung Italiens.
Die Hauptstadt des  Herzogtums Savoyen, als kleiner Staat Europas zwischen den zwei grossen Kräften Frankreich und dem Österreichischen Reich, muss während der vier langen Sommermonaten von 1706, dramatische Tage voller Angst, schweren Bombardementen und auftretender Hungernot erleiden.

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